Geschichte

Die Geschichte der evang.-reformierten (H.B.) Gemeinde in Linz-Leonding beginnt eigentlich schon im Herbst 1944, als ganze deutschsprachige Ortschaften im ehemaligen Jugoslawien, die später das Rückgrat der Pfarrgemeinde bilden sollten, im Zuge des Zweiten Weltkrieges vor den herannahenden sowjetischen Truppen evakuiert wurden bzw. fliehen mussten. Zunächst fanden in den Jahren 1944-49 ca. 3000 Flüchtlinge Aufnahme in Oberösterreich. Von diesen sind ca. 2000 weitergewandert nach Deutschland, Australien, Schweden, Kanada und in die USA. Der Rest, ungefähr 1000 Personen, wurde unter der Leitung von Pfr. Heinrich Bolz und Prediger Heinrich Benz, die selbst Flüchtlinge waren, mit Unterstützung des Hilfswerkes der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) zu einer reformierten (H.B.) Kirchengemeinde gesammelt.

Pfarrer Bolz und Prediger Benz entwickelten eine Flüchtlingsseelsorge im Raum Wartberg/Kr. – Sattledt – Lambach – Linz sowie im Innviertler und Salzburger Raum und dienten mit Religionsunterricht, Konfirmandenarbeit und Gottesdiensten. In dieser Zeit wurde in Leonding –Doppl/Hart ein Baugrund erworben und eine Kirche samt Pfarrhaus gebaut. Am 17. Oktober 1953 konnte der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden.

Während in Traun-St.Martin und Leonding-Doppl Siedlungshäuser entstanden, mussten die älteren und sozial schwächeren Gemeindeglieder weiterhin in den Barackenlagern in und um Linz wohnen. Für diese Menschen wurde auf Initiative von Pfr. Bolz im Weltflüchtlingsjahr 1961 die Gelegenheit wahrgenommen, in St. Martin ein Altenwohnheim zu errichten. Die Geldmittel dazu kamen vom Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltflüchtlingshilfe).

In den Anfangsjahren der Pfarrgemeinde stellte sich geldbedingt die Frage: Glockenturm oder Kindergarten. Die Entscheidung fiel zugunsten eines Kindergartens, der in der Doppler Sandgasse Ende der 50er Jahre entstand. 1986 war absehbar, dass die Pfarrgemeinde die hohen Personal- und Erhaltungskosten nicht mehr würde zahlen können, so wurde der Kindergarten an die Stadt Leonding verkauft.

Ende 1993 wurde unser neuer Gemeindesaal fertiggestellt und anlässlich des 40. Geburtstages der Kirchengemeinde am 17. Oktober 1993 eingeweiht.

Das nächste größere Projekt wurde im Jahr 2000 gestartet. Die alte Elektro-Orgel ging ihrem Ende entgegen. Auf Initiative von Pfr. Schreiber wurde ein Anbot für eine Pfeifenorgel eingeholt; im August 2000 wurde die Orgel in einem Festgottesdienst mit Superintendent Eichmeyer feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

Waren in den 50ger Jahren die Geldmittel knapp, so war dies in den letzten Jahren dank der Spendenfreudigkeit der Gemeinde anders und die Frage nach einem Glockenturm kam wieder auf, um das Gebäude auch nach außen leichter als Kirche kenntlich zu machen.

Zur 50-Jahr-Feier der Gemeinde im Oktober 2003 läutete erstmals eine „echte“ Glocke den Gottesdienst ein, die im Gedenken an den Kurator und großzügigen Spender 2009 „WalterWeitmann-Glocke“ benannt wurde.

Die Pfarrer unserer Gemeinde

Der Hauptinitiator und Motor unserer Gemeindegründung war der spätere Oberkirchenrat Pfr. Heinrich Bolz (geb. 1911 im ehem. Jugoslawien). Für seine aufopfernde Tätigkeit verlieh ihm der Bundespräsident 1961 das Goldene Verdienstkreuz um die Republik Österreich. Pfr. Bolz hatte zwar stets an den Folgen der Kriegsgefangenschaft zu leiden, starb aber trotzdem völlig unerwartet im Jahr 1970. Pfr. Bolz hatte lange Jahre hindurch Hilfe durch Heinrich Benz, der als Prediger und Religionslehrer beschäftigt war. Nach dem Tod von Pfr. Bolz übernahm Heinrich Benz 1970 als Administrator den Dienst in der Gemeinde und bewarb sich auf Wunsch der Gemeinde um das Amt des Pfarrers. 1971 wurde er dann in dieses Amt eingeführt. 1985 trat er in den Ruhestand; 1992 ist er nach schwerer Krankheit verstorben. Auf Pfarrer Benz folgte Vikar Mag. Jürgen Schäfer, der bis 1990 in der Gemeinde wirkte. Nach seinem Weggang wurde die Gemeinde ein Jahr vom ungarisch-deutschen Ehepaar Krizner betreut. 1991 begann Pfarrvikar Mag. Richard Schreiber seinen Dienst. Er wurde 1962 in Darmstadt/BRD geboren. Nach seiner Matura studierte er Kirchenmusik und Theologie in Frankfurt, Mainz und Wien. Dort lernte er die Evangelische Kirche HB in Österreich kennen. Nach seinem Lehrvikariat in Offenbach und Frankfurt a.M. kam er als „Leihvikar“ nach Linz und wurde 1992 hier sowohl ordiniert als auch zum Pfarrer gewählt.

Die Kuratoren unserer Gemeinde

In einer reformierten Pfarrgemeinde ist ein Kurator in der Leitung der Gemeinde ebenso wichtig wie der Pfarrer: Der erste Kurator der Gemeinde war Karl Oppermann (geb. 1899 in der Batschka), der massiv beim Aufbau der „unteren Siedlung“ und der Pfarrgemeinde tätig war und im Oktober 1959 unerwartet an einem Herzinfarkt starb. Sein Nachfolger wurde Peter Schirach (geb. 1893 in Velimirovatz). Er war Kurator 1959-65 und war aktiv beim Bau des Altenwohnheimes beschäftigt. Adam Blum (geb. 1914 in Schidski-Banovci) war 1965-71 Kurator. Er war bereits in der alten Heimat Presbyter der dortigen Pfarrgemeinde gewesen. 1971-81 hieß der Kurator Heinrich Sorg (geb. 1912 in Betschmen), der aktiv beim Bau der Kirche beteiligt war und seit 1965 Presbyter gewesen war. Sein Nachfolger wurde Walter Weitmann (geb. 1931 in Schidski-Banovci). Er versah dieses Amt bis 1994 und erwarb sich große Verdienste beim Bau des Gemeindezentrums und des Glockenturmes. Im Jänner 2009 verstarb er nach jahrelangen Herzproblemen. 1994 bekam die Gemeinde ihren ersten Kurator, der nicht in der „alten Heimat“ geboren war: Prof. Mag. Heinrich Benz (geb. 1950), der Sohn des früheren Pfarrers. Er engagierte sich auch sehr stark übergemeindlich, war bis 2003 über 14 Jahre hinweg Mitglied des Oberkirchenrates H.B. und viele Jahre  stv. Präsident der Generalsynode. Mag. Heinrich Benz  übergab nach  nahezu einem Vierteljahrhundert das Amt an unseren derzeitigen Kurator Johann Lamb.